Messer schleifen. von Leonhard Ullrich * = Affiliate Links

Schleifstein

Welche Schleifsteine gibt es und was ist der richtige Schleifstein für Euch?

King 6000/1000 BgB

Den richtigen Schleifstein zu finden ist für viele eine Glaubensfrage. Die einen bevorzugen weich gebundene japanische Wassersteine die gleichmäßige Schliffbilder hinterlassen, aber dafür schneller verschleissen und teurer sind. Andere kommen besser mit härter gebunden Schleifsteinen zurecht, die langsamer Schleifen, aber dafür auch langsamer verschleissen und die Fehler des Schleifenden wie das Verkanten des Messers besser wegstecken, ohne tiefe Kratzer in der Oberfläche zu erhalten.

Ich persönlich komme mit beiden Sorten zurecht, den Einsteigern empfehle ich die härter gebundenen Steine und den erfahrenen Schleifern eher die japanischen Wassersteine.

Ein paar Worte zum Schleifstein

Es gibt heutzutage ziemlich viele verschiedene Sorten von Schleifsteinen, von denen einige meine Behandlung erdulden mussten. Ein Vergleich der verschiedenen Steine könnt Ihr auf der Schleifsteintestseite finden.

Es kommt doch auf die Größe an

Mir ist aufgefallen, dass ich mit größeren Schleifsteinen (von 180 mm bis 200 mm Länge) einfacher gute Schleiferfolge erzielen kann, als mit kurzen Steinen. Die Klinge kann ich bei längeren Steinen besser in einer harmonischen Bewegung über den Stein bewegen und so den Schleifwinkel des Messer gleichmäßiger einhalten. Schleifsteine mit 150 mm Länge gehen zur Not auch noch, die sehr kleinen Steine, die aber manchmal in den Taschen von aufgenähten Taschen auf den Scheiden von Survivalmessern zu finden sind, sind extrem fummelig zu bedienen und führen bei mir zu schlechteren Schleifergebnissen. Ich nutze sie nur, wenn ich unterwegs bin.

Schleifsteine bestehen im Wesentlichen aus möglichst gleichmäßig feinen Schleifpartikeln (bei künstlichen Schleifsteinen meistens Korund (Aluminiumoxid), Siliziumkarbid, Diamant und sehr selten auch Bornitrid; bei Natursteinen z.B. Granat, Sandstein usw.), die von einem Bindemittel zusammengehalten werden. In Abhängigkeit von der Härte des Bindemittels schleift der Schleifstein unterschiedlich schnell (weich gebunden = höherer Stahlabtrag, hart gebunden = niedrigerer Stahlabtrag) und braucht sich unterschiedlich schnell auf (weich gebunden = schneller Verschleiss, hart gebunden = langsamer Verschleiss).

Die Schleifsteinsorten habe ich nach Ihrem Machart und Verhalten beim Schärfen in typische Kategorien eingeordnet:

Suehiro Cerax 1000/3000Japanische und asiatische Wassersteine

schleifen Klingen schnell und dennoch fein. Aufgrund des weichen Bindemittels im Stein brechen die stumpfen Schleifkörner frühzeitig aus der Oberfläche des Steines aus und frische, scharfe Schleifkörner kommen unter den ausgebrochenen Steinen wieder zum Einsatz. Die Körnungen dieser Steine werden im japanischen Körnungssystem JIS angegeben.

Die Steine schlämmen dadurch mehr oder weniger stark. Diese Schleifschlämme rollt beim Schleifen zwischen Schleifstein und Messer ab und satiniert dadurch die Schneide matt. Leider nutzen sich diese Steine dadurch deutlich schneller ab als fester gebundene Schleifsteine. Die Oberfläche der japanischen Wassersteine bleibt nicht so lange eben, wie die von härter gebundenen europäischen Schleifsteinen. Aus diesem Grund müssen die japanischen Wassersteine öfter abgerichtet werden. Durch die weichere Oberfläche können beim Schleifen der Klingenspitze leicht versehentlich Riefen in den Stein geritzt werden, weshalb ich sie Schleifanfängern nicht so gerne empfehle.

Diese Steine werden oft von Küchenläden zusammen mit den Serien der jeweiligen Küchenmesserherstellern und Werkzeugläden, die auch japanische Holzbearbeitungswerkzeuge führen, geführt. Preislich sind die Werkzeugläden meist deutlich günstiger als die Küchenläden, dies gilt für Ladengeschäfte, wie auch für Internetshops. Die Steine der Firma King, Naniwa und Shapton haben mich in dieser Kategorie besonders überzeugt, vom Preisleistungsverhältnis sind auch die Steine der Firma Taidea (schleifen sich wie japanische Steine, werden aber in China hergestellt) besonders interessant.

Bei hochwertigen Messern empfiehlt sich ein 1000/6000'er oder 3000/8000'er Schleifstein und zusätzlich noch ein gröberer Stein für's Vorschleifen und ein Lederriemen mit Polierpaste, um den Grat restlos zu entfernen. Unter Schleifsets Taidea Einsteigerschleifset sind Bezugsquellen und sinnvolle Zusammenstellungen von diesen weich gebundenen Wassersteinen genannt. Für Anfänger sind diese Steine wegen ihres Preises und Ihrer Weichheit nur eingeschränkt zu empfehlen, da Ihr sie leicht durch falsche Handhabung beschädigen könnt und deshalb häufiger abrichten müsst.

europäische Kunststeine Mix 2 1:1Härter gebundene europäische Steine

findet man in Deutschland gut, schließlich sind wir ja auch in Europa ;-). Einige Hersteller stellen hochwertige Steine her. Gute Erfahrungen habe ich mit Steinen von Zische (Missarka ultra, Silifix), Müller (vor allen Dingen Arkansas Kunststeinen), Apex und Lapport gemacht. Die meisten Steine sind Kombisteine mit feiner und mittlerer Seite. Sie werden aus Korund (Aluminiumoxid) und Siliziumkarbid hergestellt.

Diese härter gebundenen Steine sind sehr gut für Einsteiger geeignet, da sie Anfängerfehler sehr gut wegstecken. Außerdem verschleissen sie langsamer als die weich gebundenen Steine, tragen dafür aber auch etwas langsamer Material ab.

Unter Schleifsets Zische Einsteigerset 2 sind Bezugsquellen und sinnvolle Zusammenstellungen von diesen hart gebundenen Schleifsteinen genannt. Für Anfänger sind diese Steine gut zu empfehlen, da Ihr sie leicht durch falsche Handhabung kaum beschädigen könnt und recht selten abrichten müsst.

Sparfüchse können bei den groben Steinen zu den sogenannte "Sensenwetzsteinen" greifen, die eine gestreckte abgerundete Rautenform haben. Von Zische gibt sehr gute Sensenschleifsteine aus Siliziumkarbid, auch in feineren Körnungen, die sich auch als mittlerer Schleifstein eignen.

DMT Diamantstein blau 320 1:1Bei Diamant"steinen"

sind Diamanten in eine Metallträgerschicht (z.B. Nickel) eingebunden. Diese "Steine" können trocken geschliffen werden. Wenn sie man mit Öl oder Wasser schleift, sinkt der Verschleiss durch ausbrechende Diamanten (nach dem Schleifen entferne ich die Flüssigkeit wieder, sonst kann die Metallplatte rosten).
Bei der Herstellung dieser Steine wird künstlicher Diamantstaub auf einen Metallkörper (Lochplatte) aufgebracht, der oftmals kunststoffgefüllte Löcher aufweist, damit der Schleifabrieb nicht die Diamantschleiffläche zusetzt. Sie weisen einen relativ hohen Abtrag auf, jedoch sollte man aus Verschleissgründen nicht allzu feste auf die Oberfläche des "Diamantsteines" drücken, sonst brechen die Diamanten schnell aus der Matrix aus. Die hochwertigen Diamantschleifmittel verwenden monokristalline Diamanten, die günstigeren verwenden polykristalline. Letztere veschleissen auch schneller. Das Ergebnis ist dann eine relativ teure Metalllochplatte ohne sinnvolle Funktion.

Die erzeugte Oberfläche der feinen Diamantschleifmittel weist zumeist gröbere Riefen auf, als die von feinen herkömmlichen Schleifsteinen. Die billigen Diamanterzeugnisse haben mich nicht überzeugen können. Häufig sind diese Schleifmittel auch etwas zu klein oder zu labil geraten. In höheren Preissegmenten sieht die Sache anders aus, aber 100 Euro für einen guten Diamantblock auszugeben, ist nicht jedermanns Sache.

Beim ersten Schleifen auf einem neuen Diamantstein ist das Schliffbild im Stahl etwas gröber, nach ein zwei Schleifvorgängen verfeinert sich das Schliffbild aber.

Spyderco ceramic stone fine 1:1Mit keramischen Steinen

habe ich selbst gute Erfahrungen gemacht. Sie bestehen durchgehend aus Schleifmittel und haben normalerweise keine zusätzlichen Bindemittel. Die Steine bleiben sehr lange eben, wenn sie zu Beginn schon eben waren (unbedingt besten beim Kauf kontrollieren!), haben einen guten Abtrag, erzeugen eine relativ feine Schneide und können auch trocken benutzt werden. Es gibt eine gute Steinserie von Spyderco in Kunststoffkistchen.

Honyama Bruchstein 1:1Natursteine

gibt es in vielen verschiedenen Variationen. Die belgischen Brocken sind als bekannteste europäischen Schleifsteine für ihre Feinschliffqualitäten berühmt. Eine feine gelbe Variante wird oft in sehr kleinen Steingrößen verkauft. Die blaue Variante hingegen gibt es in größeren Größen. Beide nutze ich gerne. Andere bekanntere Natursteine aus Europa sind thüringer Naturstein und slowakische Roszutek.

Ebenfalls sehr bekannt ist der amerikanische Arkansas als amerikanischer Stein ist ein extrem hart gebundener sehr feiner Stein, der sehr lange die Form bewahrt, aber dafür nur extrem langsam Material abträgt. Ich mag den Arkansas nicht so gerne, da ich nur wenig Feedback vom Stein beim Schleifen bekomme. Der weniger bekannte Washita Stein hat eine weichere Bindung und damit einen höheren Abtrag als der Arkansas erzeugt aber auch eine deutlich gröbere Oberfläche als Schleifergebnis. Japanische Natursteine sind ähnlich in der Konsistenz wie die künstlichen japanischen Wassersteine, also weiche Bindung und schnelleres Arbeiten, aber deutlich mehr Abnutzung.

Zusammengefasst kann man zu Natursteinen folgendes feststellen:

1) Grobe Natursteine (z.B. der japanische Ohmura) sind im Vergleich zu groben künstlichen Steinen deutlich im Nachteil, da das Schleifkorn zu "weich" ist (Sandsteine) und der Stein daher bei härteren Stählen nur schlämmt, ohne richtig Material abzutragen. Daher empfehle ich fürs Grobe die künstlichen Schleifsteine (Siliziumkarbid ist hier im Vorteil).

2) Feine Natursteine sind vom Schleifergebnis vergleichbar mit Kunststeinen, bei normalerweise langsamerem Abtrag und deutlich höherem Schleifsteinpreis. Eine Ausnahme ist der belgische Brocken, er trägt vergleichbar schnell bei gutem Schliffbild Material ab, der Preis liegt allerdings auch über dem von vergleichbar feinen künstlichen Schleifsteinen.

Billige Baumarktsteine

sind im Allgemeinen zu grob, tragen zu langsam Material ab, setzen sich schnell zu oder werden schnell uneben. Oft bilden sich bei Ihnen auch nach einigem Gebrauch glasige Stellen, die erst im Laufe der Zeit, wenn sie abgetragen sind, wieder griffiger werden. Ich selbst habe damit selten gute Erfahrungen gemacht. Man darf sich nicht täuschen lassen, wenn im Baumarkt neben Markenschleifsteinen, die ab ca. 10 Euro zu haben sind, andere für 3 Euro liegen, die ähnlich aussehen, aber nicht das halten was sie versprechen, weil sie oftmals zu grob und nicht sehr eben sind.

Ein Problem der billigen Schleifsteine ist das Herausbrechen größerer Partikel aus dem Stein beim Schleifen, die sich zwischen Stein und Schneide schieben und dort im Stahl grobe Riefen hinterlassen. Billige Schleifsteine setzen sich trotz Schleifflüssigkeit leichter zu und die Schleifleistung lässt stark nach. Außerdem kommt es leicht zu Ausbrüchen im Stein, so dass der Stein "Scharten" bekommt und die Messer eher misshandelt als schleift. Des weiteren sind die billigen Schleifsteine oftmals nicht gut abgerichtet, bzw. haben hochgewölbte Kanten, so dass sie direkt mit härteren Steinen oder SiC Schleifpapier abgerichtet werden müssen. Daher mein Tipp: davon lieber die Finger lassen.

Schleifsteine, Schärfen und Schleifen

Formen

Zische Silifix 120 ÜbersichtBankstein

Ein Bankstein ist ein ebener rechteckiger Schleifstein. Eine gute Größe für einen Bankstein ist 20 cm x 5 xm x 2,5 cm. Je größer desto gleichmäßiger lässt sich das Messer führen und desto weniger kippelt der Stein beim Schleifen.

AwasetoBruchstein

Am ehesten bei hochwertigen Natursteinen wie gelben belgischen Brocken zu finden. Eine eben Fläche und eine meiste gewölbte Bruchfläche. Daher klebe ich so einen Steine wenn er zu uneben ist mit Heisskleber auf ein Stück Holz, dass ich mit einem Stemmeisen ausgearbeitet habe.

King 1000/6000 1zu1Kombistein

Ein Kombistein ist ein Schleifstein bei dem zwei Schleifsteinfeinheiten aufeinander hergestellt werden. So können mit einem Schleifstein zwei Feinheiten angeschliffen werden, allerdings ist von jeder Körnung weniger Schleifmittel da.

Schleifmittel

Je härter das Schleifmittel, desto härtere Materialien kann es zerspanen. Je scharfkantiger das Schleifmittel ist, desto tiefer sind die Riefen.

Korund oder auch Aluminiumoxid

Korund ist chemisch gesehen Al₂O₃ und damit eine Art künstlicher Rubin bzw. Saphir. Die Mohshärte liegt bei 9. Korund ist für das Schleifen von gehärteten Stählen wie Messern ein das gebräuchlichste Schleifmittel. Die ganz harten Stähle, wie die "Karbidmonster" sind allerdings grenzwertig hart für Korund. Schleifsteine aus Korund sind gute Allroundtalente, sie tragen passabel schnell Material ab und verschleissen bei harter Bindung nicht zu schnell.

Siliziumkarbid

Siliziumkarbid ist chemisch gesehen SiC, kommt natürlich nur als recht seltenes Moissanit vor. Die Mohshärte liegt bei 9,6. Damit ist Siliziumkarbid härter als Korund und deshalb für besonders harte Stähle und sogar Hartmetalle zum Schleifen geeignet.

Die Schleifkörner sind scharfkantiger als die von Korund, deshalb schleifen Sie auch agressiver. Allerdings sind sie auch brüchiger. Deshalb verschleissen Siliziumkarbidsteine schneller als Korundsteine. Für den Vorschliff besonders im groben Bereich setze ich gerne Siliziumkarbidsteine ein. Leider gibt es keine sehr feinen Siliziumkarbidsteine, so dass ich im feinen Körnungsbereich meistens auf Korundsteinen.

Diamant

Diamant ist ein teures Stück stark komprimierte Kohle. Mit einer Mohshärte von 10 sind Diamanten das härteste Material. Dadurch sind sie in der Lage alle anderen Materialien zu schleifen. Als Schleifmittel kommt Diamant in Form von Metallplatten auf deren Oberfläche die Diamanten aufgebracht sind daher. Ist diese Schicht einmal weg, ist auch die Schleifwirkung weg. Daher sollten Messer auf Diamantschleifplatten nur mit wenig Druck geschliffen werden.

Kubisches Bornitrid

Kubisches Bornitrid ist von der Härte her dem Diamant am nächsten. Beim maschinellen Schleifen wird es inzwischen häufiger eingesetzt. Beim Schleifen von Hand kann man kaum genug Anpressdruck aufbringen, um einen ordentlichen Abtrag damit zu erzeugen.

blauer belgischer Brocken nah 1:1Naturstein

Natursteine haben verschiedenste harte Bestandteile, mit denen Sie den Stahl zerspanen können. Bei groben Steinen (bei groben Körnungen lieber zu künstlichen Schleifsteinen greifen) kommt Sandstein zum Einsatz, bei feineren ist es beim belgischen Brocken Granat, beim Arkansas ist es Novaculit. In bestimmten Abbaugebieten (z.B. Naxos in Griechenland) kommt auch Korund natürlich vor.

ChromoxidriemenChromoxid

Chromoxid wird als extrem feines als Pigmet zum Herstellen von grünen Farbtönen eingesetzt. Zum Abziehen von sehr feinen Schneiden an Stählen mit nur wenig Karbiden kommt es vor allen Dingen für Rasiermesser auf einen Lederriemen aufgetragen zum Einsatz.

EisenoxidriemenEisenoxid

Im Vergleich zu  wie Chromoxid ist Eisenoxid noch einen Tick weicher und noch etwas feiner. Es macht nur Sinn bei extrem feinkörnigen Stählen ohne große Karbidanteile, genaugenommen also nur bei rostenden Rasiermessern. Die Schneiden können damit nach einen Abzug auf Chromoxidriemen noch minimal verfeinert werden.

Bindung

Die Bindung hält die Schleifpartikel zusammen und bestimmt den Verschleiss des Schleifsteins, aber auch die Abtragsrate. Je weicher ein Stein gebunden ist (z.B. japanische Wassersteine) desto schneller brechen Schleifpartikel aus der Bindung aus und bilden auf dem Schleifstein eine Schleifpaste. Je härter ein Stein gebunden ist, desto langsamer trägt er Material ab aber desto langsamer verschleisst der Stein.

Körnung

Die Körnung gibt an, wie fein die Schleifpartikel sind, die im Schleifstein gebunden sind. Je größer die Zahl desto feiner der Stein. Problematisch ist allerdings dass hier wild zwischen drei Körnungssystemen (JIS für japanische Wassersteine, FEPA für europäische Schleifsteine, ANSI für den amerikanischen Raum) hin und her gewechselt wird. Hier habe ich einen Artikel dazu geschrieben.

Schliffbild

Nach dem Schleifen auf einem bestimmten Schleifstein erhält die Schneide eine bestimmte Oberflächenstruktur. Genau auf diese Oberfläüchenstruktur kommt es beim Schleifen an. Diese Struktur ist aber nicht nur von der Größe der Körnung des Schleifsteins, sondern auch von der Härte, Form und Sprödigkeit des Schleifkorns aber auch von der Härte der Bindung abhängig. Daher vergleiche ich die Schleifsteine nicht nach den Körnungsangaben der Hersteller sondern nach dem Schliffbild, also dem visuellen Eindruck der Schneide unter einem Mikroskop nach dem Schärfen.

Die Steinauswahl

Der richtige Schleifstein ist von vielen Punkten abhängig. Bei den Körnungen orientiere ich mich bei den japanischen Wassersteinen, da diese durchgehend bezeichnet sind und so einfacher zu klassifizieren. Die vergleichbaren anderen Steine können aus dem Schleifsteintest durch Bewertungsvergleich in dem Bereich erzeugte Oberfläche und Materialabnahme für das Schliffbild ermittelt werden.
Die Auswahl der Körnung hängt
a) von dem Schleifstart
b) vom Schleifziel ab.
zu a)
Als erstes solltet Ihr schauen, ob das Messer Scharten hat, wenn ja, dann zu 1., falls nicht, dann zieht das Messer mit dem Lederriemen und Polierpaste ab. Führt das zum Erfolg und reicht Eucht die erreichte Schärfe, kann man aufhören, falls nicht, macht man bei 2. weiter.

  1. Startet man mit einem neuen (außer bei sehr hochwertigen Messern, wie Zwilling Cermax, Schanz, Kai Shun oder anderen japanischen Messern), bisher noch nicht angeschliffenen oder schartigen Messer, muss meistens einiges an Material entfernt werden. Hierfür empfehle ich einen 80'er Siliziumkarbid Wasserstein für die harten Fälle und einen 240'er japanischen Wasserstein für die harmloseren Fälle.
  2. Ist das Messer schon einmal von Euch geschärft worden und nur ein wenig stumpf aber nicht schartig, dann startet einfach mit einer Körnung zwischen 600 und 1200 JIS. Wenn Ihr merkt, dass es doch recht lange dauert, bis sich ein Grat bildet (> 7 Minuten), dann habt Ihr das Messer falsch eingeschätzt und Ihr solltet nochmal bei 1 starten.
  3. Ist das Messer beinahe noch scharf (schneidet noch recht gut, rasiert nicht mehr), dann versucht direkt mit der Endfeinheit zu starten.

zu b) ich gehe davon aus, dass als Abschluss der Schleifens IMMER mit einem Abziehlederriemen gearbeitet wird, unabhängig davon wie grob der abschließende Stein war.

  1. Soll das Messer einen ausreichend beissenden Schnitt haben, dann rate ich zu einem 800'er oder 1000'er japanischen Wasserstein, ein Rasieren der Haare vom Unterarm ist damit nach dem Lederriemen mit Polierpaste schon möglich. Diese Schärfe nenne ich mal einfache Gebrauchsschärfe. Man kann sie schnell erreichen und sie reicht für die meisten Zwecke aus.
  2. Für eine höherwertige Schärfe, die noch besser rasiert und für den Schnitt senkrecht zur Schneide noch besser geeignet ist würde ich in einen Körnungsbereich von 3000 bis 4000 JIS gehen.
  3. Für Rasiermesser, feine Holzbearbeitungswerkzeuge (Hobel) oder Messer an die besonders hohe Ansprüche auf feine Schnittflächen gelegt werden (japanische Küchenmesser für Sushi, etc.) würde ich noch feiner werden und zwar in der Körnung von 6000 bis 8000 JIS. Der Aufwand lohnt sich für normale rostfreie Gebrauchsmesser allerdings kaum. In diesem Bereich kann man auch bei entsprechenden Messerstählen recht gut eine Romanschärfe erreichen. Wenn Ihr hier sauber arbeitet, dann reicht ein Chromoxidlederriemen nach dem Schärfen zum Entfernen des kleinen Restgrates aus.
  4. Für Custommesser, die kaum benutzt werden würde ich eventuell in der Feinheit noch auf einen 10.000'er oder den Spyderco ultrafein Benchstone zurückgreifen. Die Schneidenfläche, die er hinterlässt, ist nahezu spiegelpoliert. Allerdings kann man mit so einer Schneide nicht mehr so gut den ziehenden Schnitt praktizieren.

Abschließend möchte ich noch eine Bemerkung machen zu Messern, die häufig nachgeschärft werden müssen (z.B. Metzgermessern). Da diese Messer starken Einsatz erfahren und der einfacheren Schärfbarkeit halber aus weicherem Stahl gefertigt werden, sind sie einfach nachzuschärfen, werden jedoch auch schneller stumpf. Falls Ihr solche Messer häufig nachschärfen müsst, kann die Handarbeit schon ein wenig auf den Geist gehen. Für solche Anwender empfehle ich also durchaus die Anschaffung eines guten Nassschleifers, z.B. einer Tormek aus der 2000'er Reihe. Damit mache ich die Grobarbeit im Freihandschliff an der rotierenden Scheibe und ziehe an der Lederscheibe ab. Wenn Euch das nicht reicht, dann fügt noch einen Schliff vor dem Abziehen auf einem härteren Schleifstein, wie dem Missarka ultra ein. Das Stumpfwerden könnt Ihr dann mit einem guten Wetzstahl, wie dem Sieger Longlife oder dem Dickoron hinauszögern.