Messer schleifen. von Leonhard Ullrich * = Affiliate Links

3. Feinschliff

Was braucht Ihr für den Feinschliff und für welche Messer lohnt er sich wirkllich?

King 6000/1000 BgB

 

Nach dem Hauptschliff wird nun der Feinschliff in Angriff genommen. Bei bereits geschärften Rasiermessern (Neue Rasiermesser gelten nicht als bereits geschärft!), kann in dieser Stufe gestartet werden. Bei normalen rostfreien Küchenmessern überspringe ich diesen Schritt gerne zu Gunsten einer aggressiveren Schneide und gehe direkt zu Schritt 4, dem Reduzieren des Grates.

Mit einem feineren Schleifstein wiederholt Ihr die Prozedur unter dem gleichen (wenn es auf Optik der Schneidkante ankommt) oder geringfügig größerem (wenn es schnell und funktionsorientiert sein soll) Schleifwinkel wie zuvor. Dabei könnt Ihr den Winkel um ein bis drei Grad größer wählen (beim einseitigen Anschliff auf der planen Seite natürlich auch hier das Messer nur plan auflegen!). Dies führt zu zwei Dingen:

  1. Die Schneidkante ist stabiler als bei einer Klinge, die nur im Primärwinkel geschliffen ist, da die empfindliche Schneidkante durch den steileren Sekundärwinkel mehr "Fleisch" hat. Dadurch stumpft das Messer langsamer ab. Dennoch erhöhen sich die Schnittkräfte nicht deutlich, da der Bereich des Sekundärwinkels nur sehr kurz ist und danach schon der flachere Primärwinkel zu einer geringen Spaltaufweitung im Schnittgut führt. Die Maximalschärfe (Rasierprobe) wird etwas herabgesetzt.
  2. Ihr kommt schneller zu einem guten Ergebnis. Der größere zweite Schleifwinkel (Sekundärwinkel) bewirkt nämlich, dass sichergestellt wird, dass die gesamte Schneidkante auch wirklich mit dem feineren Schleifstein in Kontakt kommt.

Grat nach FeinschliffIm Bild links erkennt Ihr den anders reflektierenden Bereich an der Schneidkante, der den Sekundäranschliff widerspiegelt. Versucht Ihr den Schleifwinkel des vorangegangenen Steines genau einzuhalten, so kann es dazu kommen, dass die Schneidkante im ungünstigen Fall noch nicht vollständig zu Ende bearbeitet wurde, Ihr aber das Schleifen beendet, weil Ihr die gröberen Schleifriefen mit bloßem Auge an der Schneidkante nicht mehr wahrnehmen könnt. Dann bringt das ganze Schleifen mit dem feineren Stein nicht die gewünschte feinere Schneidkante. Bei Schleifvorgängen, mit einem Winkelhalter (z.B. beim Lanskyset => Tipps für die Handhabung des Lanskysets gibt es hier), erhöht Ihr den Schleifwinkel nur ganz geringfügig, um nicht die ganze Schneidenbreite schleifen zu müssen.

Der Druck, den ich beim Feinschliff auf die Klinge ausübe, ist deutlich kleiner als beim groben Stein. Dadurch wird die Gratbildung reduziert und die Riefen durch den Schleifstein werden feiner. Durch den etwas größeren Sekundärwinkel ist das Schleifen in dieser Feinheit recht schnell erledigt. Ich verweile oftmals nur 1 bis 2 Minuten je Klingenseite auf dem Stein, dann reicht mir das Ergebnis an der Schneidkante aus.

Bei guten, rostenden Rasiermessern gehe ich mit der Feinheit auf dem Stein auch noch einen Tick weiter und verwende Schleifsteine in Körnungen um 8000 bis 13000.

Abschließend erfolgt das Reduzieren des Grates.