Messer schleifen. von Leonhard Ullrich * = Affiliate Links

Scandi-Schliff

Skandinavische Messer und Bushcraftmesser haben oftmals den Scandischliff. Wie bekommt man diesen wieder scharf?

Scandischliff an Brusletto BgB

Was ist der Scandischliff?

Die Bezeichnung Scandischliff stammt daher, dass viele skandinavischen Messer diesen Schliff verwenden. Eigentlich ist diese Schliffart ein Flachschliff bei an einen Flachstahl nur der Schneidenwinkel angeschliffen wird. Es gibt hierbei normalerweise keinen Sekundärwinkel. Aus diesem Grund verbreitert sich die Klingengeometrie hinter der Schneidkante sehr stark, was das Durchschneiden erschwert. Links sehr Ihr einen Scandischliff und rechts einen Flachschliff.

Böker Rold Flachschliff VektorBrusletto Scandischliff Vektor

Im Bushcraftbereich ist der Scandiaschliff recht beliebt, da man recht gut mit Ihre Schnitzen kann.

Vorteile

  • einfaches Einhalten des Schneidenwinkels beim Schärfen
  • Klingengeometrie bleibt beim Nachschärfen erhalten

Nachteile

  • ungünstige Klingengeometrie zum Schneiden (für mich mit ein entscheidender Nachteil)
  • Kerben ausschleifen oder sehr stumpfe Messer schärfen nur mit viel Zeitaufwand möglich

Das eigentliche Schärfen eines Scandischliffs

Beim Schleifen von Scandischliff-Messern wird die angeschliffene Fläche flach auf den Schleifstein aufgelegt und mit höherem Anpressdruck geschliffen. Da gleichzeitig eine größere Stahlfläche Kontakt zum Schleifstein hat, muss man hier den mehr Kraft aufbringen, um ausreichend Abrieb am Stahl zu erzeugen. Die Gratbildung beim Schleifen von Scandischliffmessern ist nicht nicht so gut feststellbar. Daher ggfs. mit der Eddingmethode arbeiten, um zu sehen, ob Ihr schon an der Schneidkante angekommen seid.

Die Finger der Druckhand (die Hand, die nicht den Griff des Messers führt) legt Ihr auf die Oberseite des Anschliffs auf und sorgt so dafür, dass die Seite des Anschliffs, die zum Schleifstein zeigt, immer in Kontakt mit dem Schleifstein bleibt. Dadurch behaltet Ihr den alten Anschliffwinkel bei. Beim Schleifen des runden Klingenbauchs zur Spitze hin wandert Ihr mit den Fingern der Druckhand auch in den Bereich der Rundung, dann kommt der Messergriff automatisch hoch.

Ihr schleift die erste Seite des Anschliffs solange, bis Ihr bei der Sichtprobe keine zurückspiegelnden Flächen auf der Schneidkante mehr sieht oder bei der Daumenprobe eine Bissigkeit der Schneide spürt, oder sich eben doch ein kleiner Grat aufgeworfen hat.

Nun wechselt Ihr die Klingenseite und schärft die zweite Seite analog nach. Da Scandimesser oftmals für das Bushcrafting eingesetzt werden, wo es primär um Holzbearbeitung geht, schärfe ich den Scandischliff gerne ein wenig feiner, meist mit 6000'er Abschlusskörnung.

Da die Gratbildung beim korrekt ausgeführten Scandischliff relativ gering ist und Ihr sicher seid, dass Ihr die Schneidkante erwischt habt, könnt Ihr das Gratreduzieren ohne leicht erhöhten Schleifwinkel machen. Falls nicht die Klinge minimal vom Schleifstein anheben, damit Ihr auch wirklich an der Schneidkante reduziert.

Abschließend entfernt Ihr den Grat und verfeinert die Schneidkante auf einem Lederriemen mit guter Polierpaste. Hierbei verwendet Ihr den Schleifwinkel selbst. Flacher werden macht hier keinen Sinn, da beim Scandischliff sonst nie die Schneidkante mit dem Lederriemen in Berührung kommt. Wenn der Übergang vom Anschliff auf den Flachstahl recht scharfkantig ist, merkt Ihr das daran, dass er den Lederriemen beim Abziehen ordentlich abkratzt und etwas in Mitleidenschaft zieht. Bei solchen Messern verrunde ich den Übergang etwas indem ich das Messer in der letzten Schleifstufe auf dem Stein mit der Schneide kurz anhebe. Dadurch wird nur der Übergang von Anschliff zum Flachstahl geschliffen. Achtung, wenn Ihr hier zu weit anhebt, dann schleift Ihr Euch Riefen in den Klingenspiegel.

Im folgenden Video habe ich das Schärfen eines Scandischliffmessers dargestellt.

(Video muss ich noch drehen...)

Bei Scandischliffmessern habe ich die Erfahrung gemacht, dass es besser ist, schon etwas frühzeitiger als bei anderen Messern nachzuschleifen, da das Schärfen eines richtig stumpfen Scandischliffmessers doch recht aufwendig ist.

Meine Lieblingsschleifsteine zum Nachschärfen von Scandischliffmessern sind japanische Wassersteine oder auch Diamantsteine, da diese bei weniger Anpressdruck, wie er durch die breite Auflagefläche des Anschliffs bei Scandimessern entsteht, mehr Abtrag erzeugen.