Habt Ihr Omas altes Messerchen bekommen oder auf dem Trödelmarkt ein altes, misshandeltes (mit Durchziehschärfer geschärftes und in der Spülmaschine gereinigtes) Messer gefunden,
bei dem Ihr das Gefühl habt, dass Aufarbeiten sich noch lohnt, weil Ihr persönlich an dem Messer hängt, oder Potential in dem Messer schlummert? Dann möchte ich Euch zeigen, wie man mit relativ wenig Aufwand solche Messer wieder zurück in die Schneidfähigkeit holt.Hier hauche ich einem kleinen Küchenmesser wieder ein wenig Leben ein:
Ihr braucht an Ausrüstung etwas mehr als zum normalen Messerschärfen:
- einen groben Schleifstein (ideal wäre ein hart gebundener Siliziumkarbidstein, zur Not geht auch ein Sensenwetzstein)
- die üblichen Schärfutensilien, wie Kombistein mittel/fein, Lederriemen und Polierpaste, die Ihr wahrscheinlich sowieso schon habt
- einen Schleifsteinhalter der die Steine gut festhält, damit der Stein beim Arbeiten mit Druck, wenn viel Material abgetagen werden muss nicht herumrutscht
- Sekundenkleber (möglichst dünnflüssig), um wackelige Griffe und rissiges Holz zu reparieren
- Schleifpapier in verschiedenen Körnungen (mindestens 80 oder 120 und 320 oder 400) für das Griffmaterial (ich nehme Siliziumkarbidpapier, dass ich auch zum Schärfen von kenvexen Klingen verwende) und wer mag kann damit auch gleich die Klinge polieren (mache ich aber nur selten, da es viel Arbeit ist und sich eher bei nobleren Messern lohnt), wenn man sich noch ein 1000’er Papier dazu besorgt
- Leinölfirnis und Terpentin, das bekommt Ihr auch günstig im Baumarkt. Ich nehme eine Mischung aus 60% Leinölfirnis und 40% Terpentin, die zieht gut ein und braucht nicht ewig zum Trocknen, hier braucht man nicht viel, mit 100 ml Mischung kommt man schon etliche Messer weit. Etwas hochwertiger und einfacher in der Anwendung ist Danish Oil
- Geduld 😉
Sensenwetzsteine (bei Werkzeug oder in der Gartenabteilung bei den Heckenscheren und Sensen, Schleifpapier (oftmals beim Autozubehör), Leinölfirnis und Terpentin (beides bei Farben) gibt es auch in besseren Baumärkten wie Hornbach oder Bauhaus.
In folgenden Schritten gehe ich an die Sache heran:
- Den Zustand der Klinge analysieren und die Bereiche der Klinge, die entfernt werden müssen, mit einem wasserfesten Stift markieren.
- Auf dem groben Schleifstein diese Bereiche abtragen.
- Die Schneidengeometrie an den Klingenspiegeln ebenfalls auf dem groben Stein anpassen.
- Auf dem mittleren und feinen Stein diese Bereiche nachbearbeiten.
- Die Schneide schärfen.
- Aus dem Griff überstehende Bereiche des Erls auf dem Schleifstein abschleifen.
- Spalte und Risse im Holz, oder auch wackelige Griffe mit Sekundenkleber ausfüllen.
- Das durch die Spülmaschine oberflächlich geschädigte Holz mit grobem (Körnung 80 bis 120) und anschließend feinem Schleifpapier (Körnung 320 bis 600) abtragen. Wenn der Griff gut ausssehen soll, kann noch ein Zwischenschliff mit 240’er Körnung durchgeführt werden und abschließend noch mit 1000’er Körnung poliert werden.
- Das Griffholz mit Leinölfirniss/Terpentinmischung behandeln. Dazu mehrmals (alle 15 Minuten) mit der Mischung einreiben und warten, bis sie eingezogen ist. Wenn nach mehreren Auftragungen nach 15 Minuten auf der Oberfläche noch nasse Stellen bleiben, die Überstände mit Küchenrolle abreiben und einen Tag aushärten lassen. Danach noch einmal einreiben und nach 15 Minuten wieder das nichteingezogene abwischen und ein paar Tage trocknen lassen.
- Den Griff mit einem trockenen Tuch oder einem Stück Küchenrolle polieren. Das erzeugt einen matt sanften Glanz.
Natürlich sollten bei Euch solche Messer besser als in der Vergangenheit behandelt werden. Also auf keinen Fall mehr die Messer in die Spülmaschine stecken.
Hallo Leo,
danke für die Anleitung, bin auf lauter neue Möglichkeiten gekommen.
Werde gleich zur Tat schreiten.
Viele Grüsse
Ludwig Leitmann
Hallo Ludwig,
dann mal viel Erfolg beim Überarbeiten Deiner Messer! Wenn Du magst, kannst Du mir ja mal ein vorher-nachher Bild schicken.
Viele Grüße,
Leo.
Danke, auch im Namen meiner Messer, für diese Veröffentlichungen! Ich denke ich werde damit unseren Messern ein wenig mehr Aufmerksamkeit und Pflege schenken können.
Verbesserungsvorschlag: die Detailarbeit besser ausleuchten.
Danke für den Ausleuchten Tipp, ich habe den Fehler gemacht immer mit demselben Lampenabstand zu arbeiten. Mal schauen, wie ich das besser hinbekomme.
Hi,
tolle Seite und klasse Infos in deinen Videos!!!
ich schätze mal, die magst die Farbe „Schwarz“ 😉
aber ein helles Oberteil / Pulli in deinen Videos, wäre sehr hilfreich,
dann würde man besser sehen was Du machst.
MfG Fred
Das Video ist wirklich super. Ich werde mir wohl auch ein paar meiner alten Messer vornehmen. Mir ist im Video aufgefallen das du Sekundenkleber verwendest. Ich würde das nicht machen, da in Sekundenkleber Cyanid ist und das ist einer der giftigsten Stoffe überhaupt. In der Küche am Arbeitsgerät wäre das ungünstig. Da bietet sich ein D4 Holzleim eher an. Ich habe damit gute Erfahrungen gemacht.
MfG Franz
Hallo Franz,
danke für Deinen Hinweis. Den D4 Holzleim kannte ich noch gar nicht.
Sekundenkleber würde ich aber nicht so negativ sehen. Er ist nicht giftig, da er nur Cyanacrylat und nicht Cyanid, was tatsächlich giftig wäre, enthält. Cyanacrylat wird sogar als Sprühverband in der Wundversorgung eingesetzt:
http://www.gesundheitsfrage.net/frage/ist-schnellkleber-zur-wundversorgung-geeignet
Der Vorteil dabei ist, dass es einmal ungiftig ist und zum zweiten bei Wasserkontakt schlagartig polymerisiert.
Daher hätte ich den Sekundenkleber für nicht so gefährlich für die Aufgabe gesehen. Aber wenn D4 ausreichend dünnflüssig ist, dass er auch in die Spalten eindringt und nicht zu sehr beim Trocknen schrumpft, sollte er auch funktionieren.
Viele Grüße,
Leo.
Hallo Leo,
Danke nochmal für die Infos. Ich hatte noch den einen Fall in Kopf, wo ein Herr ein abgebrochenes Zahnstück mit Sekundenkleber wieder angeklebt hatte und dann Mundkrebs bekommen hat. Anschneinend sind moderne Sekundenkleber nicht mehr giftig, wie es früher einmal war. Vorallem löste sich so mancher Sekundenkleber bei ständigem Wasserkontakt langsam auf. Daher habe ich mich für den wasserfesten Holzleim entschieden. Jetzt bin ich ja wieder Up to Date wie man heute so schön sagt.
Der Holzleim ist übrigens bestens geeignet um Schneidbretter herzustellen.
Besten Gruß
Franz
Hallo,
Vielen Dank für die vielen Tips.
inzwischen schärfe ich alle brauchbaren Messer in unserer Familie und Verwandschaft mit dem 240er/800er Kombistein, dann mit dem Missakra Ultra, dann mit der grauen Polierpaste. Ich hab´ mir ein Hartholzklotz ebenfalls damit behandelt – funktioniert auch.
Könntest Du bitte noch auf das Thema Klingenspiegel polieren und das Nachschärfen eingehen? (Häufigkeit, verwendeter Schleifstein – reicht der 3000er? und sonstige Fallen)
Außerdem bin ich auf der Suche nach einem ähnlichen Messer. Weißt Du, wie das Messer heißt? Ich finde auf Ebay hauptsächliche rostfreie oder zu kurze Messer. Wie heißt die Stahlsorte. Oder könntest Du mir ein solches Messer besorgen?
Schon mal vielen Dank!
Gruß,
Matti
Hallo Matti,
freut mich, dass Das SChärfen bei Dir so gut klappt. Zum Nachschärfen reicht der 3000’er aus, es sei denn das Messer hat öfter auf Glas oder Porzellan geschnitten, dann sind die Messer oftmals so stumpft, dass ich mit der 800’er Seite starte. Häufigkeit ist schwierig zu sagen, das hängt vom Klingenstahl ab, von der Häufigkeit der Benutzung und natürlich von den Dingen die Du damit schneidest.
Ich schleife meist nach, wenn das Messer nicht mehr so gut Küchenrolle schneidet, rasieren hört schon etwas vorher auf. Dann auf den 3000’er Stein nur wenn es dort zu lange dauert gehe ich eine Stufe gröber auf den 800’er.
Das Messer war in dem Haus, in dem ich wohne vom Vorbesitzer drin. Wenn Du rostende Messer suchst, dann schau mal hier vorbei, da sind einige Kohlenstoffstahlmesser dabei.
Oder lies Dir das hier einmal durch.
Viele Grüße,
Leo.
Hallo Leo,
habe mit Begeisterung Deine Seite gelesen dann mit Derselben meiner Frau davon erzählt und warum ihre Küchenmesser so schnell stumpf werden. Jetzt habe ich von ihr eine Herausforderung bekommen. Es ist das Taschenmesser ihres Urgroßvaters, an dem sie sehr hing und ich soll jetzt das Messer wieder auf Vordermann bringen.
Es ist ein seeeehr altes Teil mit Horngriff. Vielleicht kannst Du mir einige Tipps zum Schärfen und Aufpolieren (des Horns) geben.
Gerne würde ich ein paar Fotos reinstellen, check aber noch nicht wie das geht.
Viele Grüße
Ralph
Hallo Leo!
Zunächst vielen Dank für Deine informative Seite und Deine Videos, die gerade meine Begeisterung für das Messerschärfen geweckt haben.
Bei geraden Klingen beginne ich so langsam Erfahrung zu gewinnen, aber ich würde gerne wissen, was Dein Tipp für gebogene Klingen ist (konkav gebogen, wie bei manchen Schälmessern). Ein Bankstein scheint dafür nicht so geeignet, oder?
Danke und viele Grüße,
Stefan
Hallo Stefan,
für gebogene Messer (auch Recurvemesser genannt) mache ich es so, wie hier beschrieben:
http://messer-machen.de/schaerfen/schaerfen-im-detail/sonderfaelle/recurveklingen/recurve-schaelmesser.html
Viele Grüße,
Leo.
Sehr schöne Anleitung!
Ich dachte schon ich wäre mit meiner Superklebermethode alleine…
Seit Jahren richte ich Messer vom Flohmarkt (vorzugsweise rostende) her, und bin bei jedem Stück erstaunt was in ihm steckt.
Leider scheint das auch immer populärer zu werden was sich auch auf die Preise der gebrauchten Teile auswirkt.
Was mich bei ihrer Anleitung ein wenig stört ist dass sie dem Sekundenkleber keine Zeit geben auszuhärten. Am besten über Nacht.
Der bleibt (auch in den Spalten) länger flüssig als man denkt.
Gibt man ihm die nötige Zeit härtet er schon transparent und blasenfrei durch, gibt man ihm sie nicht bekommt man unschöne Ränder und Oberflächen die meist eine weiße Kruste bilden.
EIns der wichtigesten Dinge beim Messer machen und herrichten ist den Komponenten Zeit zu geben und natürlich GEDULD.
Hallo,
danke für den Tipp mit dem Sekundenkleber. Meine Idee war eigentlich durch das schnelle Weiterarbeiten Schleifstaub in die Bereiche des Sekundenklebers zu bringen und so die Spalte weniger sichtbar zu machen. Klappt aber nur bedingt, da der Staub oftmal durch zusätzlichen Metallabrieb recht dunkel wird.
Beim nächsten Messer probiere ich es einmal so aus, wie Sie vorgeschlagen haben.
Viele Grüße,
Leo.
Hallo Leo,
ich war eigentlich auf der Suche nach einem allgemeinen Gästebuch. Da bin ich aber über dieses interessante Thema gestoplert bin bleibe ich hier die nächsten 15 Min hängen denke ich. 🙂
Jedenfalls 1000 Dank für deine ausführlichen Beschreibungen, Erklärungen (inbs. über die Bedeutung des Grates!), Tipps und vor allem die Videos, die mir den Einstieg ins Messerschärfen extrem vereinfacht haben. Habe gerade meine ersten beiden Küchenmesser, die ich seit Jahren nicht mehr nutze mit dem Anfängerset behandelt. Es ging dank der Vorbildung alles erstaunlich glatt und die Dinger beißen wieder brutal zu.
Mach weiter so, die Seite und der Blog sind spitze!
Grüße Alex
Hallo Alex,
freut mich, dass das Messerschärfen bei Dir nun klappt. Auch weiterhin viel Erfolg beim Schärfen,
viele Grüße,
Leo.
Hallo, Leo,
dank Deiner Anleitungen bin ich zum passablen Schleifer geworden und beglücke mit meinen Fähigkeiten meinen Freundeskreis.
Gescheitert bin ich aber an meinem Gemüseschälmesser mit hohl geschliffener Klinge. Gibt es hierfür einen Trick oder eine spezielle Schleiftechnik(-bewegung)?
Geschärfte Grüße
Manfred
Hallo Manfred,
das Schärfen von Schälmessern habe ich hier beschrieben.
Viele Grüße,
Leo.
Moin Leo,
bin neu hier und auch in die Thematik frisch eingestiegen. Ich habe eine generelle Frage, die wohl hier m besten passt. Ist es normal, dass sich die Schneide industriell gefertigter (und auch geschliffener) Küchenmesser beim schärfen auf einem Wasserstein schon rein optisch verbreitert? Der Spiegel der Schneide hatte vorher vielleicht 1,5mm, jetzt hat er locker 3mm. Da das Messer wirklich sehr stumpf war, habe ich mit einem 240er Stein begonnen.
Vielen Dank vorweg und LG
Hallo Richard,
bei maschinell angeschliffenen Messern ist es oftmals so, dass sie im recht stumpfen Winkel angeschliffen werden, daher ist der Schneidenspiegel auch schmaler. Dies wird gemacht damit die Standzeit bei schlechten Gebrauch der Messer höher ist. Wenn Du aber vernünftig mit den Messern umgehst, schleifst Du sie normalerweise flacher an, um höhere Schärfen zu erreichen und dabei verbreitert sich auch die Schneidfacette. Der 240’er Stein ist für ein sehr stumpfes Messer die richtige Wahl gewesen.
Viele Grüße,
Leo.
Hallo Leo,
vielen Dank für die schnelle Antwort. Da ich blutiger Anfänger bin, habe ich mir zur Einhaltung des Winkels die Schleifhilfen von Chroma zur Unterstützung geholt. Allerdings muss ich sagen, dass man recht schnell ein Gefühl für einen guten Winkel bekommt. Es ist wirklich erstaunlich, was man mit ein wenig Mühe an Schärfe aus einem billigen Stück Blech kitzeln kann, dabei kamen bisher weder der 8000er Stein noch das Abziehleder zum Einsatz. Ich weiß, das wird nicht mehr viel bringen bei der Messerqualität, aber als Übung für meine guten Messer werde ich es trotzdem probieren ^^
LG
Hallo Leo,
ich möchte ein recht günstiges, rostfreies Damastküchenmesser, dass durch schändlichste Benutzung vollständig im Eimer ist. Vom ehemaligen Grundschliff ist im Grunde nichts mehr übrig und es sind gleich meherer große Kerben über die ganze Schneide verteilt. Aufgrund der Tatsache, dass es sich um einen nicht rostenden Stahl handelt würde ich eine relativ Großen Schneidewinkel wählen (30°? (hoffe ich habe deine Anderen Tipps und Anleitungen richtig verstanden).
Jetzt zu der wohl wichtigeren Frage: Sollte ich eher mit einem sehr großen Winkel anfangen, ähnlich wie in dem Video, oder lieber gleich in dem Winkel, welchen die Schneide bekommen soll?
Ein weiteres Problem ist die Form des Messers. Es hat keine gerade Form sondern eine leicht gebogene ( https://www.biodepot24.de/kuechengeraete-kuechenutensilien/messer-bestecke/windmuehlenmesser/edition-kamo-to-lignum-s-1-klassisches-universalmesser-9218-0876/a-123477803/ ) ähnliche wie auf diesem Bild. Ich habe ein wenig die Sorge beim schärfen die Klingenform nicht erhalten zu könnnen.
Vielen dank schon mal im voraus.
Lukas
Hallo Lukas,
ich würde erstmal im groben Winkel bis auf die Schneidenkontur ohne Ausbrüche runterschleifen und erst danach im später gewünschten Schneidenwinkel schleifen. Die Schneidenkontur kannst Du auch bei gebogenen Klingen gut beibehalten, wenn Du das Messer im 90 Grat Winkel (das tut aber in den Ohren weh) über den Stein ziehst und dabei gleichzeitig auf Dich zu und in Längsrichtung des Messers. Dabei darauf auchten, dass der Schleifstein immer eine Tangente an die Schneidenkontur bildet. Vorne an der Spitze ein wenig aufpassen, dass Du nicht zu weit schleifst und die Spitze nachher abgerundet ist.
Viele Grüße und viel Erfolg bei Restaurieren,
Leo.
Vielen Dank für die schnelle Antwort, das Messer ist super geworden. Man kann zwar keine Haare damit spalten, aber zum Unterarm rasieren reicht es.
Muss nochmal deine Seite loben, man merkt es einfach, dass es eine Herzensache von dir ist.
Grüße
Lukas
hallo leo,
ich habe einen kleinen schatz an holzgriffmessern und -gabeln von der oma geerbt. einige müssen tüchtig aufgearbeitet werden. dafür hast du mich ausreichend mit tipps und anleitungen versorgt. danke! was aber, wenn das holz sehr großrissig bis ganz ab ist? hast du auch tipps zum neue-griffe-basteln und selbst-vernieten? und – auch ganz wichtig – wie restauriert man solche messer/gabeln, die so eine manschette unter der klinge/der gabel haben (und die ja wohl mit einer art kitt gefüllt/verfugt sind)?
herzlich aus leipzig,
mathias
Hallo Mathias,
den alten Griff entfernen und die alten Nieten entfernen, den Griffbereich auf dem Stahl grob anschleifen mit 80’er Körnung Schleifpapier und mit Aceton reinigen. Griffschalen aus Holz basteln (gut ist ein rissfrei getrockneter Ast von einem Obstbaum, die sind schön hart und dicht), die etwas Übermaß außer zur Klingenspitze hin haben. Dann passende Messingstangen holen (zur Not Messinghartlotstäbe aus dem Baumarkt, die gut aussehen). Holzschalen mit Übermaß fertigen und mit Epoxidharzkleber (das hier ist in dem Messerbereich mein Lieblingskleber der braucht zwar länger zum Aushärten, aber wenn er hart ist, hält er bombenfest und hat eine dunkelgraue Farbe, wenn Du sparen willst, kannst Du aber auch den Kleber, den ich unten empfohlen habe nehmen) eine Seite der Schale auf das Messer kleben, dann mit einen Bohrer passend zur Messingstange durch die Löcher im Stahlgriff als Führung in das Holz bohren und anschließend die zweite Griffschale aufkleben und von der bereits gebohrten ersten Holzseite aus die zweite Griffschale ganz durchbohren.
Anschließend die Messingstift mit leichtem Übermaß (in der Länge nicht im Durchmesser) ablängen und mit Epoxidharz in die Bohrungen einkleben, hier könntest Du auch einen klaren Epoxidharzkleber wie den hier nehmen.
Jetzt die überstehenden Griffschalen und Messingstifte abfeilen und dann immer feiner werdend schleifen und schließlich mit Hölzöl behandeln.
Die empfohlenen Kleber brauchen zwar sehr lange zum Aushärten (meist 24 h), erreicht dafür aber hohe Festigkeiten. Dadurch dauert das ganze zwar mehrere Tage, aber Du kannst Dir ruhig Zeit lassen. Ansonsten wird es immer sehr hektisch bei mir, wenn der Kleber schon halb hart geworden ist, bevor ich fertig mit dem Ausrichten bin.
Die Messer/Gabeln mit Manschette sind entweder Steckerlmesser, bei denen ein Loch in ein Stück Holz gebohrt wird und dann der Steckerl komplett mit Epoxidharz vergossen wird. Oder Flacherl (wenn noch Nieten auf dem Griff zu sehen sind und der Erl von der Seite erkennbar ist. Dann musst Du durch die zusätzliche Kante bei der Griffschale vor dem Verkleben genauer feilen und schleifen, bis die Kante sauber passt und erst dann verkleben und wie oben beschrieben die Stifte anbringen.
Viele Grüße,
Leo.
Hallo Leo,
zunächst ein Mal meinen herzlichen Dank für die ausführlichen und fachlich fundierten Erklärungen. Ich schleife meine Küchenmesser schon seit einigen Jahren auf dem Stein, habe aber nirgends eine gute Anleitung gefunden und habe dadurch keine Sicherheit gefunden.
Nun habe ich ein Messer aus Stienen-Damast innerhalb eines „Praktikums“ selbst gemacht. Ich finde, es ist für den ersten Versuch ganz gut gelungen, aber die Klinge ist, im Vergleich zu gekauften Messern doch deutlich dicker (nach etlichen Samstagen in der Schmiede hatte ich dann keine Lust mehr, weiter zu schleifen).
Leider hat das Messer an drei Stellen ein Bisschen Flugrost angesetzt und nach dem Entfernen hat sich der Stahl am Rand dunkel verfärbt. Gibt es eine Möglichkeit, dies zu entfernen?
Viele Grüße,
Thomas
PS: Ich kann Dir gerne auch zwei Bilder zu dem Messer schicken
Hallo Thomas,
das kenne ich gut, die Klingengeometrie ändert man am besten vor dem Härten. Hier ist ein Bandschleifer mit passenden Bändern oder gröbere Feilen im Vorteil, nach dem Härten ist das eine schweisstreibende Arbeit.
Bei den Roststellen versuche ich zunächst mit einem Schleiffix ein wenig dem Rost beizukommen und den Rost ohne zu starke Änderungen des Untergrunda aufzuhellen. Wenn dann die verbliebenen Roststellen mich wirklich stören, dann schleife ich das Messer neu mit Nassschleifpapier (aber trocken) mit immer feiner werdenden Körnungen (in Deinem Fall kannst Du vermutlich bei 400 starten und dann über 600, 800, 1000 und 1200 immer feiner werden. Bei jeder Schleifstufe drauf achten, dass die Spuren des vorangegangenen Anschliffs entfernt wurden. Anschließend poliere ich das Messer auf einer Schwabbelscheibe (unheimlich aufpassen dabei, dass die Scheibe das Messer nicht aus der Hand reisst) und passender Polierpaste. Zum Abschluss wird dann wieder geätzt.
Aber das ist wirklich eine größere Aktion, die würde ich nur machen, wenn es mir wirklich extrem wichtig wäre.
Viele Grüße,
Leo.
Hallo Leo
was könnte man tun: wenn die schneidfase durch nachschärfen mit der zeit zu breit wird? würde man die gesamte klingenflache ausdünnen müssen
wenn die Optik erhalten bleiben soll ? leider findet man im netz kaum Infos
zu dem Thema
vielen Dank für Deine Bemühungen
Hallo Andreas,
in so einem Fall muss man den gesamten Klingenspiegel dünner schleifen. Ist aber schon einiges an Aufwand per Hand und versaut meist die Optik des Messers, oder man poliert sich einen Wolf, um wieder was vergleichbares zu bekommen. Die Herstellerlogos sind aber in jedem Fall dann weg.
Viele Grüße,
Leo.
Hallo Leo ich habe das eine oder andere deiner Videos gesehen und finde das du die Materie sehr gut rüber bringst ,kompliment!
Ich bin eigentlich seit meiner Jugend ein echter „Messernarr“ was natürlich nicht ohne schleifen /schärfen geht.
Aber man lernt doch immer noch was dazu 😉
Danke für deine sehr informative arbeit .
Hallo an euch alle. Ich habe mich auch seit einigen Jahren mit der Restaurierung von Messern befasst. Da ich faul bin, habe ich immer möglichst maschinelle Methoden gesucht, um Rost und Dreck zu entfernen. Die besten Ergebnisse habe ich mit einem Dremel Multi-Max erreicht. Für die Asuwahl der Körnung des Schliefpapiers/-leinens ist wohl der Grad der Verrostung entscheidend. Klar ist, dass man dann step-by step, je nach Anspruch, die Körnung erhöhen muss. Mir scheint aber auch, dass hier einige die Eigenschaften von WD40 nicht so recht wissen. Schaut mal auf https://www.youtube.com/watch?v=FKUeDPIeNhM. Einen Holzgriff musste ich noch nie ersetzen. Mit Sekundenkleber (ungesund oder nicht) getränkt, bekommen dies wieder die nötige Härte und nach einem Schliff auch ein optisch ansprechendes Aussehen. So, dies war mein erster und hoffentlich nicht zu dummer Beitrag in diesem Forum. Good luck!